Im 15. Jahrhundert wurde in Endlichhofen das Backhaus erstellt. Dort gab es:
- 2 Backräume
- 1 Lagerraum für die Feuerwehr
- eine Wohnung für Schäfer (2. Etage)
Ofenfrisch schmeckte es am Besten, das nach altbewährtem Rezept in jahrhundertelanger tradition hausgemachte Sauerteigbrot. Selbstgebacken im Gemeindebackhaus.
Doch bevor es soweit war, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. Dabei waren die zuletzt durch Polizei-Verordnung vom 21.03.1889 von der Gemeinde ergangenen Anweisungen über die Benutzung des Backhauses zu beachten.
Wollten mehrere an einem Tag das backhaus benutzen, dann war spätestens am Tage vorher die Backfolge festzulegen. Dazu eilten die Hausfrauen beim "ELFLEUTEN" zum Backes, um, wie man sagte, zu spielen.
Im Backraum, der nie verschlossen war, wurden entsprechend der Anzahl der Bewerber numerierte Loszettel gefertigt, zusammengefaltet und durch Ziehen dann die Reihenfolge ermittelt.
Keineswegs begehrt war die Losnummer 1. Musste doch derjenige eine Schanze (Bündel) Holz mehr mitbringen, um den Ofen erst einmal anzuheizen.
Am Vorabend begann die Hausfrau mit der Teigherstellung. Sauerteig war das A und O der Kunst. Aus Teigresten vom letzten Brotbacken, die in kleinen Krümelchen in einem Leinensäckchen aufbewahrt wurden, rührte sie den Sauerteig an. Vermischt mit etwas Mehl und Wasser blieb der "Angesetzte" über Nacht stehen. Am nächsten Morgen wurde dann der Brotteig in der "Mole" hergestellt und, nachdem er "gegangen" war, in den asu Stroh gefertigten Backmahnen zum Backes gebracht.
Drei bis vier Schanzen Reisig mussten zum Aufheizen des Ofens verbrannt werden. War die nötige Hitze erreicht, wurde die Glut in das Aschenloch unter der Ofenpforte gekratzt und mit der "Schoß" der zu Laiben geformte Teig eingeschoben. Nach einer guten Stunde waren die Brote gebacken. jetzt hat man sie mit wasser bestrichen und nochmals für ein paar Minuten in den Ofen gegeben. Dadurch erhielt das Brot seine dunkel-glänzende Oberkruste.
Ein Geback zählte je nach Größe der Familie 16 bis 25 Brote. Dazu gehörte ein großer Kuchen aus Brotteig, der reichlich mit Rahm bestrichen oder mit Speckwürfel besetzt war und wegen seines herzhaft-kräftigen Geschmacks zumeist gleich verzehrt wurde.
Ein turbulentes Backgeschehen herrschte stets vor Ostern, Pfingsten und weihnachten, wenn vom ganzen Dorf der Festtagskuchen im Backhaus gebacken wurde. Von Nervosität ergriffen ging die Hausfrau schon zum "Backesspielen". Bevor man mit dem Auslosen begann, hatten sich einige Frauen zum gemeinsamen Backen abgesprochen. Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt beim Loseziehen.
Zwei volle Tage, von morgens früh bis in die späten Abenstunden hinein, gingen drauf, bis der Letzte den Kuchen heimtragen konnte.
Wer wollte da schon bei den Ersten sein oder gar der Letzte am zweiten Backtag, evtl. an Heiligabend? Und dazu auch noch den Backraum reinigen!
Nun, das Los entscheid, und ind en Gesicherten konnte man anschließend Genugtuung oder Missfallen über die gezogene Platzziffer ablesen.
Hatten sich drei Familien zusammengetan, dann gingen nicht alle Kuchen auf einmal in den Backofen. Es musste nochmals "nachgezogen" werden. Das zeigt, weiviel Kuchen früher gebacken wurde. Es gab vorwiegend nur Hefekuchen mit äussersten Maß an Zutaten. War er mehrere Tage alt, trocken und hart, hat man ihn Bissen für Bissen in den Kaffee getunkt.
Nach der Bakhaus-Ordnung war der Backofen in der kalten Jahreszeit an jedem Monatg und an jedem Tag nach einem Feiertag vollständig aufzuheizen. Verpflichtet dazu waren alle Backhausbenutzer im Reihumverfahren. Dem Verpflichtenden stand beim "Anfeuern" das Backrecht zu, ohne am Losentscheid teilgenommen zu haben.
Die Zeit hat das Backes backen überrant. Geblieben ist die Erinnerung an die ihm eigene Atmosphäre, den Duft des frisch Gebackenen, die Plauderei und das Verlangen, hin und wieder mal das Rad der "Backes-Zeit" zurückdrehen zu können.
Quelle: Schuliche Ausarbeitung von Nicole Seidel