Aus Wilhelm Schmidt "Kreuz und quer durch Lande und Zeiten" (S. 62 / 63)
Endlichhofen 1950 - Bodenverwurzeltes Bauerntum kann unbehelligt von der Unrast hastvoller Zeit seinen Acker bauen und im Frieden der Natur leben
Wenn der Winter seinen Einzug gehalten hat, liegt tiefer Frieden über dem Dörfchen Endlichhofen. Der Ort liegt abseits des Rasens und Donnerns der Motore, die ansonsten und vielerorts den Menschen der Gegenwart die stillen Beschaulichkeiten raubten. Im gleichen Rythmus wie bei dem der Ahnen vollzieht sich hier das Leben gegenwärtiger Generation. Der Anspannung durch Saat und Ernte, folgt, wenn Frau Holle ihr weißes Tuch über die Fluren gebreitet hat, die Entspannung. Den Frieden der Natur atmen auch Haus und Hof. Es ist eine eigene Welt, in der sich das Leben der Bewohner des Dörfchens vollzieht. Ein Leben wie es die Väter und Urväter im Grunde gelebt. In der Zeit der Saat und Ernte führt die Arbeit und der Blick hin zu den angrenzenden Nachbarfluren. Von den Höhen des Ortes aus läßt sich weit schauen auf die Täler und Gefilde des Mühlbachgrundes, die im Hintergrunde abgeschirmt sind durch die Wälder des Taunus, Einrich, Lahn und Westerwald. Jetzt ist der Blick nach innen gerichtet. der Verarbeitung des Segens aus dem verflossenen Erntejahr folgt die Vorbereitung auf das kommende im Nachwinter. In molligen, warmen Stuben surren beim knisternden Ofen die Spinnräder, wenn Weihnachtsputz und Weihnachtsbesorgungen vorüber sind. Nun kann an langen Winterabenden wieder Nachbarschaft gehalten und Geselligkeit im Freundeskreise gepflegt werden. So wurde es bei den Ahnen gehalten und ihre Sitten und Bräuche sind heiliges Erbe und Verpflichtung.
Gegenwärtig zählt der Ort Endlichhofen 165 Einwohner. Darunter befinden sich 22 Heimatvertriebene. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte der Ort 102 Einwohner. 1827 waren es 120, 1846 waren es 148 und 1871 146.
26 landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften die 165 ha große Feldmark. Der größte Betrieb hat 12 ha Besitz. Im Durchschnitt sind die Betriebe 5 bis 7 ha groß. Angenehm berührt die Auflockerung der bebauten Grundstücke. Um stattliche Bauernhöfe befinden sich wohlgepflegte Gärten und freie Plätze. Ein besonderer Mittelpunkt im dörflichen Geschehen ist das im Jahre 1559 erbaute Backhaus. Die Kunst des Backens wird von allen Bewohnern beherrscht. Neben dem im Dorfbackhaus zu bereitendem Bauernbrot, gilt es hier auch die Kuchen für Festtage von Gemeinde und Familie zu backen. An die Stelle des alten Backhauses sollte schon lange ein neues gesetzt werden. Der Gemeindesäckel vertrug die Kosten nicht. Nur 25 ha Wald besitzt die Gemeinde. Das Steueraufkommen mit hohem Steuersatz vermochte auch die Ortsstraßeninstandsetzung nicht zu vollbringen. Sie wäre ebenso dringend notwendig und bereitet den Ortsvätern Sorge.
Einen Schmied, Wagner, Schuhmacher, Friseur u.a. Handwerker mehr hat das Dorf nicht. Sie werden soweit erforderlich aus Nastätten und Ruppertshofen herangezogen. Einen Hausmetzger und Schreiner hat man am Platze selbst. Der Fleischbeschauer kommt aus Ruppertshofen. Die Jugend hätte den zersplitterten Besitz gern durch Zusammenlegung zu günstigerer und leichterer Bewirtschaftung umgestaltet. Die Umlegungsverfahren in Casdorf und Ruppertshofen waren durch die Schaffung allzu großer Pläne dem Vorhaben nicht besonders förderlich.
Kirchspielmäßig gehört der Ort zu Ruppertshofen. Dortselbst werden auch die schulpflichtigen Kinder des Dorfes unterrichtet. Die Kriege haben von der Dorfgemeinschaft harte Opfer gefordert. Im letzten Weltkrieg fielen 12 Männer und 2 sind vermißt. Ein Ortsangehöriger hat durch Post Lebenszeichen von sich gegeben. Er wartet noch der Rückkehr. Im ersten Weltkrieg fielen 8 Männer des Dorfes.
Besondere Bedeutung für den Ort hatten die früheren Kaisermanöver. Sie spielten sich auf und um die Endlichhofer Höhe ab. In den Dörfern herrschte bei ihnen ein reges Leben. Hohe Gäste kehrten in sie ein. Die Felder waren gesperrt und nur zu bestimmten Stunden für Futterholen freigegeben.
Aus der Geschichte des Ortes ist zu berichten, daß er 1361 Endelengebe, 1411 Endelingobin, 1526 Endlichhofen genannt wird. 1481 verkauften Johann v. Liebenstein und Gattin Schennet ihren halben Zehnten zu Endelkhoben und die halbe Gülten zu Mongerait an Hilger von Langenau wider käuflich für 200 Gulden.
Im 14. Jahrhundert gehört Endlichhofen zum nass. Stammsitz Miehlen. Als Ruppertshofen und Nastätten zur Grafschaft Katzenelnbogen kommen, bleibt Endlichhofen noch unter ausschließlich nassauischer Verwaltung. Miehlen war grafschaftsfreier Ort. Um 1500 war zwischen Ölsberg und Endlichhofen ein schwerer Holzungsstreit ausgefochten worden. Zeitweilig gehörte Endlichhofen dann auch zum Zweiherrischen. Die Herrschaft Saarbrücken übertrug im 16. Jahrhndert die Verwaltung einem Amtsmann in Nassau. Als Unterbeamter fungierte seit Beginn des 17. Jahrhunderts der Schultheiß zu Miehlen in zwei und vierherrischen Angelegenheiten. Er führte später den Titel Oberschultheiß und Landbereiter im Zwei- und Vierherrischen. Der Amtsbereich war geteilt in das Gericht Miehlen mit Endlichhofen und die Vogtei Schönau.